MediengestaltungStrategie

Gestalten ohne Plan? Warum Strategie und Struktur für’s Marketing wichtiger sind als der schönste Entwurf.

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Schon der alte Napoleon wusste, dass die Strategie kriegsentscheidend ist. Im Marketing kennen (leider) viele das Gegenteil: Wenn Gestaltung vor Konzept kommt.

Stellen wir uns vor: Ein kleines Unternehmen will eine neue Produktkampagne starten. Voller Tatendrang setzt sich die Mediengestalterin an den Rechner, öffnet Photoshop, wählt eine schicke Schrift, ein paar knackige Farben, lädt ein Produktfoto hoch und bastelt in Windeseile einen Flyer.
Schritt für Schritt sieht das so aus:

  1. Logo in die Ecke.
  2. Produktfoto rein.
  3. Überschrift in „Fancy Bold Italic“.
  4. Drei Textblöcke über das Produkt.
  5. QR-Code hinzugefügt – wohin der führt, ist noch unklar.
  6. Farben angepasst – an was eigentlich?
  7. Exportiert und ab zum Druck.

Ergebnis: ein optisch durchaus schicker Flyer – aber mit folgenden Problemen:

  • Keine klare Zielgruppenansprache – Wer soll das eigentlich lesen oder kaufen?
  • Unklarer Nutzen für den Kunden – Was bringt das Produkt überhaupt?
  • Widersprüchliche Botschaften – Ist es modern? Nachhaltig? Billig? Premium?
  • Farben passen nicht zur Marke – Wenn es überhaupt eine Markenstrategie gibt.
  • Keine Kampagnenstruktur – Wie wird weiter kommuniziert? Und über welche Kanäle?
  • Der QR-Code führt ins Nichts – Peinlich.

Das ist kein Einzelfall, sondern Alltag in vielen kleinen Unternehmen. Warum? Weil man glaubt, Gestaltung sei gleich Kommunikation. Ist sie aber nicht. Sie ist nur ein Teil davon – und zwar der letzte.

Tools machen keine Strategie – Warum Know-how wichtiger ist als Software.

Heutzutage stehen Kreativtools allen offen: Canva, Adobe Express, KI-Generatoren. Das gaukelt vor, dass man einfach loslegen kann. Aber nur weil man ein Werkzeug bedienen kann, heißt das nicht, dass man weiß, was man bauen soll. Wer ohne Fundament baut, erhält schöne Ruinen.

Kreativität ohne Struktur ist wie Kochen ohne Rezept: Am Ende hat man zwar etwas auf dem Teller, aber ob es jemand essen will, ist fraglich.

Strategisch denken – auch im Kleinen sinnvoll!

Viele Kleinunternehmer schrecken vor dem Begriff „Strategie“ zurück. Es klingt teuer, kompliziert und nach Agentursprech. Doch Strategie heißt nicht, 50 Seiten PowerPoint zu erstellen. Es heißt einfach: überlegen, bevor man handelt. Und das spart Zeit, Geld und Nerven – besonders bei knappen Ressourcen.

Denn wer seine Zielgruppe kennt, den Nutzen seines Produkts klar benennt und weiß, wie er kommuniziert – der braucht weniger Korrekturrunden, produziert treffsicher und vermeidet Fehlkäufe bei Druck, Anzeigen oder Mediabuchung.

Die richtige Reihenfolge: Schritt für Schritt zum erfolgreichen Projekt.

1. Ziel definieren – Warum machen wir das eigentlich?

Begründung: Ohne klares Ziel ist jede Maßnahme nur Aktionismus. Geht es um mehr Umsatz, Markenbekanntheit, Kundenbindung oder Markteinführung?

Warum in dieser Reihenfolge?: Das Ziel beeinflusst alles: Inhalte, Tonalität, Kanäle und Gestaltung. Es ist der Nordstern, an dem sich alles ausrichtet.

2. Zielgruppe analysieren – Für wen machen wir das?

Begründung: Nur wer seine Zielgruppe kennt, kann sie ansprechen. Welche Bedürfnisse, Interessen, Probleme und Vorlieben hat sie?

Warum in dieser Reihenfolge?: Die Zielgruppe bestimmt die Sprache, Bildwelt, Medienwahl und Kommunikationsform. Ohne sie ist jede Gestaltung ein Blindflug.

3. USP und Kernbotschaft formulieren – Was macht uns besonders?

Begründung: Wer keinen klaren Nutzen vermittelt, wird nicht wahrgenommen. Der USP (Unique Selling Proposition) und eine klare Botschaft sorgen für Wiedererkennung und Interesse.

Warum in dieser Reihenfolge?: Nur wenn Ziel und Zielgruppe klar sind, lässt sich eine relevante Botschaft formulieren.

4. Kanalwahl und Medienstrategie festlegen – Wo und wie erreichen wir unsere Zielgruppe?

Begründung: Unterschiedliche Kanäle erfordern unterschiedliche Formate, Tonalitäten und Frequenzen. Ein LinkedIn-Post ist kein Instagram-Reel.

Warum in dieser Reihenfolge?: Die Botschaft muss dorthin, wo die Zielgruppe ist – nicht dorthin, wo man als Unternehmen gerne wäre.

5. Konzept entwickeln – Welche Inhalte, welche Story, welches Designprinzip?

Begründung: Ein Konzept ist der inhaltliche und gestalterische Rahmen. Es sorgt für Konsistenz über verschiedene Medien und Maßnahmen hinweg.

Warum in dieser Reihenfolge?: Erst wenn klar ist, wer, was, warum und wo kommuniziert, macht es Sinn, über das „Wie“ nachzudenken.

6. Zeit- und Ressourcenplan erstellen – Wer macht was bis wann?

Begründung: Viele Projekte scheitern nicht am Inhalt, sondern an der Umsetzung. Ein realistischer Plan verhindert Stress und Doppelarbeit.

Warum in dieser Reihenfolge?: Der Plan basiert auf dem Konzept und berücksichtigt Umfang und Ressourcen – das geht nicht früher.

7. Gestaltung & Umsetzung – Jetzt darf’s schön werden

Begründung: Jetzt kommen Layout, Design, Text und technische Umsetzung. Alles mit einem klaren Plan – effizient und zielgerichtet.

Warum in dieser Reihenfolge?: Wenn alle vorherigen Schritte stehen, kann Gestaltung ihre volle Wirkung entfalten – schnell, stimmig und professionell.

8. Kontrolle & Feedback – Hat’s funktioniert?

Begründung: Nur durch Messung und Rückmeldung lernt man. Hat die Kampagne das Ziel erreicht? Wo gab es Hürden?

Warum in dieser Reihenfolge?: Kontrolle gehört ans Ende – aber der Gedanke daran muss schon zu Beginn mitgedacht werden (Stichwort: messbare Ziele!).

Die Vorteile strategischer Planung – auf einen Blick.

AspektMit StrategieOhne Strategie
KomplexitätReduziert durch klare StrukturChaotisch, viele Schleifen
FehlerpotenzialGering, da durchdachtHoch, da unkoordiniert
ZeitaufwandPlanbar und effizientOft doppelt so hoch durch Nacharbeit
KostenGeringer durch weniger Korrekturen und FehlkäufeHoch durch Fehlentscheidungen
PersonalaufwandKlar verteilte Rollen und AufgabenÜberlastung durch Planlosigkeit

Fazit: Strategie ist kein Luxus – sie ist Überlebenshilfe!

Gerade kleine Unternehmen profitieren von strategischem Arbeiten: Es schützt vor teuren Fehlern, spart Ressourcen und sorgt dafür, dass Gestaltung nicht nur schön, sondern wirksam ist. Wer am Anfang investiert, gewinnt am Ende – Zeit, Geld und Erfolg.

Und seien wir ehrlich: Eine gute Idee verdient es, durchdacht präsentiert zu werden. Nicht nur hübsch. Sondern richtig gut.

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