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Flipchart oder Flausen? Wenn Gen Z auf die Marketing-Veteranen trifft.

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Du kennst das: 25 Jahre Kampagnenerfahrung, dutzende Pitches durchlitten, Budgets jongliert wie ein Zirkusartist – und dann steht da plötzlich der neue Junior mit Sneakern, MacBook und leuchtenden Augen. Hat ein „Growth Mindset“, spricht in OKRs und denkt, dass „Brand“ ein Canva-Template ist. Willkommen im täglichen Kulturcrash – wo Erfahrung auf Euphorie trifft und beide sich gelegentlich am Whiteboard gegenseitig die Welt erklären.

Kapitel 1: „Das haben wir immer schon so gemacht“ trifft auf „Warum eigentlich nicht TikTok?“

Wenn der Jungmanager seine erste Präsentation mit „Ich hab da mal was ganz anderes gemacht“ einleitet, weißt Du, was kommt: ein wildes Konzept, halb Trend, halb Theater. Hauptsache disruptiv. Du denkst an Budgetgrenzen, Markenkern und rechtliche Fallstricke – er denkt an Viralität, Zielgruppenspagat und wie sich B2B „endlich mal freier anfühlen könnte“. Klar, der Junge hat Energie. Aber während er noch am Moodboard bastelt, hast Du längst 14 Gründe parat, warum das beim Einkauf scheitert – und einen Plan B, der morgen live gehen könnte. Erfahrung ist kein Moodboard. Erfahrung ist, wenn man weiß, wann eine Idee besser im Offsite bleibt.

Kapitel 2: PowerPoint gegen Post-its – Wer hat die Strategie gestohlen?

Strategiegespräche fühlen sich heute manchmal an wie Improtheater mit Buzzword-Doping. Der Junior schwärmt von „Customer Obsession“, Du fragst nach einer belastbaren Zielgruppenanalyse. Er hat 12 bunte Slides, Du willst eine klare Entscheidungsvorlage. Während er noch den „Why“ von Simon Sinek zitiert, hast Du längst einen Vertriebsleiter am Hörer, der wissen will, wie das Ganze Leads bringt. Es geht nicht darum, dass jung schlecht ist – es ist nur manchmal… zu viel Theater, zu wenig Substanz. Und ganz ehrlich: Auch ein Workshop mit Snacks und Stickern macht aus einem Bauchgefühl noch keine Strategie.

Kapitel 3: „Work-Life-Balance“ gegen „Mach halt fertig“

Wenn’s drauf ankommt, zählt nicht der perfekte Slack-Thread oder das kreative Stand-up – sondern die Deadline. Und hier kommt der Moment, wo Welten aufeinanderprallen. Der alte Hase weiß, wie man eine Messekampagne über Nacht rettet, weil der Drucktermin nicht wartet. Der Junior hingegen braucht nach 18 Uhr erstmal „Space zum Reflektieren“. Schön. Aber leider liefert Space keine PDFs. Das klingt zynisch? Vielleicht. Aber wenn Marketing nur aus Balance und Feelgood besteht, wird’s halt irgendwann egal. Und das ist gefährlich – denn gute Kommunikation darf auch mal brennen.

Kapitel 4: Der Pitch – Kampf der Egos

Es gibt diesen Moment, da stehen beide vor dem Kunden. Der erfahrene Stratege, der den Markt kennt wie seinen Spam-Ordner. Und der Junior, der mit einer insane Idee auftrumpft, die „wirklich fresh“ ist. Spoiler: Manchmal gewinnt der Junior. Weil Charme verkauft. Weil Neu sexy ist. Und weil manche Kunden auf Adrenalin anspringen. Aber Du weißt: Die Idee muss morgen auch lieferbar sein. Wenn der Lack ab ist und die Kampagne im Alltag ankommt, braucht es einen, der weiß, wie man durchhält. Der nicht nur den Pitch gewinnt – sondern den Kunden behält.

Kapitel 5: Lernen wir voneinander – aber bitte mit Haltung

Nein, das ist kein Rant gegen die Jungen. Viele bringen frischen Wind, stellen gute Fragen, sehen Dinge, die wir vielleicht übersehen haben. Und wir? Wir müssen nicht jeden Trend bashen. Aber wir dürfen ihn einordnen. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen TikTok-Funnel und Fachmesse, zwischen Purpose-Sprech und Produktlogik. Die Kombination aus Erfahrung und Unverbrauchtheit kann großartig sein – wenn beide Seiten aufhören, sich zu belehren, und anfangen, sich zu ergänzen.

Fazit: Frischer Wind ist super – solange er kein Orkan wird

Wir brauchen die Jungen. Mit ihrer Neugier, ihrem Mut, ihren anderen Blickwinkeln. Aber sie brauchen uns auch – mit unserem Radar für Realismus, unsere Fähigkeit, auch unter Druck nicht zu zucken, und unser Gespür für das, was nicht im KPI steht. Die besten Teams sind nicht homogen – sie sind unbequem. Weil sie sich reiben, weil sie diskutieren, weil sie zusammen besser sind.

Also, wenn der nächste Junior Dir sagt, er will Deine Markenarchitektur „komplett neu denken“ – atme tief durch. Sag ihm, dass Du seine Idee spannend findest. Und dann frag ihn, wie genau er das dem Außendienst erklären will. Das ist Mentoring auf Augenhöhe. Mit einem Augenzwinkern. Und der Sicherheit: Am Ende sitzen wir doch alle im selben Meeting. Nur eben auf verschiedenen Stühlen.

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